Finanzen
Eine Solawi Finanzplanung ist viel einfacher als bei einem marktorientierten Betrieb.
Eine Solawi Finanzplanung ist viel einfacher als bei einem marktorientierten Betrieb.
Da die Beteiligten sich im Voraus verpflichten für mindestens ein Jahr dabei zu sein, ist der Aufwand schon im Voraus recht genau berechenbar. In die Quere kommen können nur ausserordentliche Ereignisse (z.B. Unfall mit dem Transporter, Überschwemmung des Feldes, etc.). Die Betriebsgruppe erarbeitet zusammen mit den Fachkräften einen Budgetvorschlag und präsentiert diesen an der Mitgliederversammlung. Wenn Änderungsvorschläge auftauchen, dann werden diese gleich diskutiert und abgestimmt.
Am Schluss hat man eine Summe X Aufwand – genauso hoch oder am besten ein bisschen höher muss dann der Ertrag sein. Wenn man diese Summe durch die Anzahl der Abos teilt, dann kennt man bereits den durchschnittlichen Betriebsbeitrag. Bei ortoloco beträgt er bspw. CHF 1’100.– pro Jahr (kleines Gemüseabo). Sofern alle zahlen, ist das Jahr (finanziell) schon gelaufen, bevor es begonnen hat.
Wer sich schon je Gedanken über eine Firmengründung gemacht hat, hat sich bestimmt auch überlegt: Woher krieg ich das Geld für den Start bzw. für die Anfangsinvestitionen? Hier hat die Genossenschaft eine einfache und überzeugende Lösung, die der Budgetplanung bei den laufenden Kosten sehr ähnlich ist: Zuerst überlegt man sich, welche Investitionen nötig sind und wieviel sie kosten. Danach teilt man die Investitionssumme durch die Anzahl geplanter Abos – und schon hat man den durchschnittlichen Investitionsbeitrag. Diesen Beitrag nennt sich «Anteilschein», ist nur einmalig beim Eintritt zu leisten und wird in der Regel beim Austritt aus der Genossenschaft zurückerstattet. Bei ortoloco beträgt er bspw. CHF 500.–.
Ein ganz wichtiger Punkt besteht in einer gewissen Grosszügigkeit bei der Finanzplanung. Es macht z.B. viel mehr Spass, wenn an einem Aktionstag nicht jedeR das eigene Sandwich mitbringen muss, sondern wenn ein oder zwei Mitglieder für alle kochen und das Essen von der Genossenschaft bezahlt wird. Zugegeben, das sind evtl. ein paar Tausend Franken im Budget, aber pro Abo sind’s dann doch nur CHF 7.– pro Jahr, also nichts – aber für die Stimmung in der Genossenschaft ist es unbezahlbar.
Die folgenden Dokumente zeigen anhand des konkreten Beispiels ortoloco, wie die Infrastruktur und die Finanzen strukturiert sein und über die Jahre sich entwickeln können. Für die Interpretation der Zahlen ist es wichtig zu wissen, dass ortoloco im Gründungsjahr mit 60 Abos angefangen hat, und erst Ende des Jahres das Ziel von 115 Abos erreicht hat. Per Mitte 2012 wurde eine Verdoppelung des Betriebes beschlossen, die erst ca. Mitte 2013 abgeschlossen war. Nur so erklärt sich das kontinuierliche «Wachstum» in den ersten paar Jahren.
Das ortoloco-Konzept selber sieht aber kein Wachstum vor, sondern eine angenehme Stagnation auf einem sinnvollen Niveau (230 Abos für ca. 500 Personen). Zudem gilt es zu sagen: ortoloco konnte und kann die Investitionskosten aus verschiedenen Gründen tief halten. Es wird «nur» Feingemüse produziert, der Betrieb ist wenig mechanisiert und viele Anschaffungen konnten über Occasionen getätigt werden.
Wichtige Aspekte sind ebenfalls in einem Artikel zum Thema Finanzen von Tex Tschurtschenthaler in der Zeitschrift Kultur und Politik zusammengefasst.